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Beim „plötzlichen Herztod“ kann ein AED Leben retten

Rettungszeichen AED ISO 7010 E010

Ein Herzkreislaufstillstand ist ein extremer Notfall. Wiederbelebungsmaßnahmen sollten so schnell wie möglich einsetzen. Ein griffbereiter AED im Unternehmen oder an öffentlichen Plätzen kann in diesem Fall die Überlebenschance um ein Vielfaches erhöhen.

Schmalkalden (13.01.2016): Herr R. ist 60 Jahr alt und hat seinen ersten Arbeitstag in einem Schmalkalder Unternehmen. Er freut sich auf die Stelle. Doch was ihm im Laufe des Tages passiert, hätte niemand vermutet. Herr R. wird plötzlich vor den Augen seiner Kollegen bewusstlos und sackt in sich zusammen. Blitzschnell reagieren die Ersthelfer des Unternehmens. Sie rufen den Notarzt und beginnen mit der Mund-zu-Mund-Beatmung, der Herzdruckmassage und legen einen AED (Automatisierten Externen Defibrillator) an. Dreimal wird Herr R. damit geschockt und das ist seine Rettung. Als der Notarzt eintrifft ist Herr R. schon wieder kreislaufstabil und eine Atmungsunterstützung ist nicht mehr nötig. Der Rettungsdienst bringt Herrn R. ins das Elisabeth Klinikum Schmalkalden, wo er vom Chefarzt der Klinik für Innere Medizin II und Facharzt für Kardiologie, spezielle internistische Intensivmedizin, Privatdozent Dr. med. Atilla Yilmaz, medizinisch versorgt wird.

Ursächlich für den plötzlichen Herztod von Herrn R. war ein Blutgerinnsel, welches sich im Rahmen eines akut aufgetretenen Herzinfarktes in der rechten Koronararterie (Herzkranzgefäß) gebildet hatte. Dieses wurde dann im Herzkatheterlabor von Chefarzt Dr. med. Yilmaz mittels einer Koronarintervention abgesaugt und das betreffende Herzkranzgefäß anschließend mittels eines Stents repariert. „An diesem Bei-spiel wird deutlich, wie wichtig das Vorhalten eines AED in einem Unternehmen oder an einem öffentlichen Platz ist. Denn der „plötzliche Herztod“ stellt die häufigste Todesursache in der westlichen Welt dar. Allein in Deutschland sterben jährlich mehr als 100.000 Menschen außerhalb von Krankenhäusern daran“, erklärt PD Dr. med. Yilmaz. „In solchen Notfällen entscheiden Minuten über den Ausgang. Die Kollegen des Patienten haben ihm durch den vorbildlichen und zügigen Einsatz das Leben gerettet“, so Yilmaz weiter.

Herzflimmern - umso früher defibrilliert wird, desto höher die Überlebenschancen

Ein Herzkreislaufstillstand kann überall auftreten - zu Hause, beim Sport oder am Arbeitsplatz. Zunehmend sind auch jüngere Menschen von diesem Problem betroffen. Sehr häufig ist der plötzliche Herztod eine Folge eines Herzinfarkts. Direkte Ursache ist in den meisten Fällen das sogenannte Herzflimmern. Das Herz flimmert dabei unkoordiniert, wodurch ein schlagartiger Herzkreislaufstillstand ausgelöst werden kann. Das Herz ist in diesem Zustand nicht mehr in der Lage, den Transport von Blut bzw. Sauerstoff zu den lebenswichtigen Organen zu gewährleisten. Die Zellen im menschlichen Körper sterben langsam ab. Am empfindlichsten reagieren dabei die Gehirnzellen. Bereits nach drei bis fünf Minuten beginnen sie abzusterben. Bewusstlosigkeit und Atemstillstand treten ein. Ein Defibrillator ist in diesem Fall die einzige Hilfe zur Lebensrettung. Dieser soll das Herzflimmern durch Elektroschock, der bei der Defibrillation über zwei auf dem Brustkorb des Patienten liegenden Elektroden verabreicht wird, in einen normalen geordneten Herzschlag überführen. Dabei gilt - umso früher defibrilliert wird, desto höher die Überlebenschancen bzw. desto niedriger die Wahrscheinlichkeit eines Hirnschadens des Patienten. Mit jeder Minute sinkt die Überlebenschance eines Patienten mit Herzkammerflimmern um sieben bis zehn Prozent. Rechtzeitig können Wiederbelebungsmaßnahmen, wie Herzdruckmassage oder Beatmung, nur durch Personen erfolgen, die sich schon am Ort des Geschehens anwesend sind, wie z.B. in diesem Fall die Ersthelfer. Dabei ist es nicht wichtig, ob man für die Wiederbelegung eine spezielle Ausbildung hat. JEDER sollte hier Verantwortung übernehmen und die Wiederbelebung bis zum Eintreffen der Rettungskräfte durchführen. Entsprechende Schulungen werden an vielen Orten angeboten und sind für die Erlangung einer Fahrerlaubnis verpflichtend.

Mittels AED ist eine Defibrillation auch durch Laienhelfer möglich

Medizinprodukthersteller haben zu diesem Zweck Automatisierte Externe Defibrillatoren, kurz AEDs, entwickelt, die auch von Leien bedient werden können. So besteht die Möglichkeit, noch vor dem Eintreffen des Rettungsdienstes, einen Patienten zu defibrillieren. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass die Überlebenschance von Betroffenen bis auf 70 Prozent steigen kann, wenn innerhalb von drei Minuten nach Eintritt des Herzkammerflimmers eine Defibrillation durchgeführt wird.

AEDs sind aufgrund nur weniger Bedienungselemente in der Handhabung einfach. Sie haben zwei Flächenelektroden, die auf dem Brustkorb fest angebracht werden müssen. Alle Schritte, die zu tun sind, werden über eine Sprachsteuerung per Ansage und/oder über gut sichtbare Text- oder Piktogrammhinweise mitgeteilt. Nach Aufkleben der Elektroden erfolgt automatisch eine EKG-Analyse. Danach erhält man bei Vorliegen von Herzkammerflimmern die Aufforderung durch Knopfdruck einen Elektroschock auszulösen. Nach der Schockabgabe gibt das Gerät Anweisungen zum weiteren Vorgehen. Die Entscheidung über die Notwendigkeit einer Defibrillation wird mittels modernster Technik vom AED selbst übernommen, so dass sie auch von Ersthelfern, ohne jegliche EKG-Kenntnisse, einfach und sicher eingesetzt werden können. Privatdozent Dr. med. Yilmaz weist noch einmal darauf hin, dass „eine versehentliche oder falsche Schockabgabe durch den Anwender ausgeschlossen ist. Denn nur wenn der AED ein Herzkammerflimmern sicher erkannt hat, gibt das Gerät dem Anwender die Möglichkeit frei, durch Drücken einer Taste den notwendigen Elektroschock an das flimmernde Herz abzugeben. Selbstverständlich ist wie bei jedem Notfall auch beim Einsatz eines AED der Rettungsdienst sofort zu alarmieren, damit frühzeitig die erweiterten Maßnahmen eingeleitet werden können. Ersthelfer sollten im Notfall also keinerlei Berührungsängste oder Vorbehalte haben. Nur das Nichthelfen ist ein Fehler“, so der Kardiologe.

Herrn R. hat den Herzstillstand ohne Hirnschaden überlebt und kann durch den vorbildlichen Einsatz seiner Kollegen mittels AED einer positiven Zukunft entgegen blicken.

(Text: Isabell Straub)

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