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Hebammen-Mangel: Elisabeth Klinikum muss zum 1. Juli Entbindungsstation schließen

Schmalkalden (19.05.2016): Aufsichtsrat, Gesellschafter und Geschäftsführung der Elisabeth Klinikum Schmalkalden GmbH standen vor einer ihrer schwersten Entscheidungen. Nachdem die vier für das Elisabeth Klinikum tätigen Hebammen ihre Verträge zum 30. Juni 2016 gekündigt haben, stand eine richtungsweisende Entscheidung über die Zukunft der Entbindungsstation an. „Wir haben alles getan, was in unserer Macht stand. Doch leider ohne den gewünschten Erfolg“, so Robert Koch, Geschäftsführer des Klinikums. Eine Schließung der Entbindungsstation zum 1. Juli 2016 ist leider unumgänglich.

„Wir sind unsagbar traurig, diese Entscheidung treffen zu müssen. Doch letztlich blieb uns keine andere Wahl“ bedauert Koch. Das Klinikum habe in den vergangenen Monaten enorme Anstrengungen unternommen, um Abhilfe zu schaffen. „Wir haben Stellanzeigen veröffentlicht, Hebammen aus der Region angesprochen, Kontakt zu allen Hebammenschulen der näheren Umgebung aufgenommen und sogar Headhunter eingeschaltet – leider konnten wir kein neues Fachpersonal finden“, bedauert der Chef des Krankenhauses.

Geschäftsführung, Gesellschafter, Aufsichtsrat und Hebammen hatten auch gemeinsam intensiv nach verschiedensten Lösungsansätzen gesucht. Doch etablierte Hebammen werden die Rahmenbedingungen des Jobs oftmals zum Verhängnis. Horrende Haftpflichtversicherungsprämien, geringe Vergütungssätze und der Dauerbereitschaftsdienst, der auf zu wenige Köpfe verteilt werden muss, bringen viele Hebammen an ihre Grenzen. Außerdem ist kaum noch Hebammennachwuchs zu finden. Nur gerade einmal alle drei Jahre verlassen frisch ausgebildete Hebammen bzw. Entbindungspfleger die zwei Hebammenschulen in Thüringen (Erfurt, Jena). Dieser negative Trend wirkt sich nun auch negativ auf das Elisabeth Klinikum aus.

„Bis einschließlich 30. Juni werden wir am Elisabeth Klinikum Schmalkalden Geburten in der gewohnt hohen Qualität begleiten“, verspricht Geschäftsführer Koch. Auch danach steht das Klinikum selbst-verständlich für plötzliche Notfälle bereit. Mit der Chefärztin Tsvetanka Kirkova hat das Schmalkalder Klinikum eine erfahrene und angesehene Fachärztin auf dem Gebiet der Frauenheilkunde. Dadurch werden auch künftig gynäkologische Operationen auf hohem Niveau am Elisabeth Klinikum angeboten. Kooperationen mit dem Universitätsklinikum Jena werden außerdem medizinische Erweiterungen möglich machen. Darüber hinaus bietet das medizinische Versorgungszentrum des Klinikums ab April auch erstmalig eine ambulante gynäkologische Sprechstunde für die hiesige Bevölkerung an.

Für Koch sind generell auch die gesetzlichen Rahmenbedingungen der Geburtenhilfe zu hinterfragen. „Die immer höheren Standards, die wir unseren Patienten gerne bieten, steigen und die Vergütung kann damit schon lange nicht mehr Schritt halten.“ Wirtschaftlich werde sich die Schließung der Entbindungsstation deshalb nicht negativ auf das Gesamtergebnis auswirken. „Im Gegenteil“, sagt Koch, „die Station trägt sich seit langer Zeit nicht mehr selbst. Der Trend des allgemeinen Geburtenrück-gangs hat auch vor Schmalkalden keinen Halt gemacht. Im letzten Jahr gab es rund 270 Geburten. Das ist zwar eine kleine Steigerung zu den Vorjahren, doch etwa doppelt so viele wären nötig, um die Vorhaltekosten für Ärzte, Hebammen und Pflegekräfte zu tragen. Somit werden wir uns nun auf die Erweiterung unseres medizinischen Leistungsspektrums für die doch in der Gesamtbevölkerung zu-nehmenden Gesundheitsthemen konzentrieren. Denn unser höchstes Ziel ist es ein hochwertiges und qualitativ hervorragendes medizinisches Angebot für die Region am Standort Schmalkalden anzubieten und das langfristig sicherzustellen“, so Koch weiter.

Auch Landrat Peter Heimrich betont: „Alle Beteiligten haben dafür gekämpft, dass auch weiterhin Kinder in unserem Klinikum zur Welt kommen können.“ Schlussendlich habe man sich den mehr als ungünstigen Rahmenbedingungen beugen müssen. Die Gesamtentwicklung des Klinikums stimme ihn dennoch sehr zuversichtlich. „Wir sind aktuell wieder in personell und wirtschaftlich ruhiges Fahrwasser gelangt und sind ständig dabei, unser medizinisches Leistungsspektrum zu erweitern. Zur Standortsicherung trage bei, dass das Elisabeth Klinikum laut Thüringens Gesundheitsministerin Heike Werner (Die Linke) auch im neuen Krankenhausplan bestand hat. „Das Ministerium hat sich zu unserem Klinikum bekannt und auch für die Krankenkassen, die derzeit acht kleinere Thüringer Kliniken in Fragen stellen, steht unser Krankenhaus nicht auf dem Prüfstand. Das zeigt, dass wir eine gute Arbeit leisten und auch künftig leisten werden“, so der Landrat.

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